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Kondensatrückführung
Kondensatleitungen
Mit Kondensat, das von Kondensatableitern abgeleitet wird, kann auf zweierlei Weisen verfahren werden: Entweder es fließt ins Freie, was mit Energie- und Wasserverlusten verbunden ist, oder es fließt in eine Kondensatsammelleitung, über die es im Idealfall wieder der Dampferzeugung zugeführt wird.
Rohrleitungen für Zweiphasenströmung
Die Rohrleitung für den Transport von Kondensat wird im Allgemeinen als Kondensatleitung oder Kondensatrückführleitung bezeichnet. Die Auslegung dieser Leitungen erfordert besondere Sorgfalt, da sie für Zweiphasenströmung ausgelegt sein müssen. Sie dürfen keinesfalls als reine Wasserleitungen ausgelegt werden, da sie dafür zu klein dimensioniert wären.
Zweiphasenströmung bedeutet, dass eine Dampfphase (entweder Entspannungsdampf, Frischdampf oder beides) zusammen mit einer flüssigen Phase (Kondensat) durch die Leitung strömt. Dabei bilden sich nicht notwendigerweise zwei getrennte Fluidschichten aus, sondern die beiden Phasen können sich auch vermischen, wie in der folgenden Animation dargestellt.
Leitungsauslegung für Zweiphasenströmungen |
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Das Strömungsbild in der Kondensatleitung kann sehr unterschiedlich sein, je nach Durchsatz, Druck, Druckverlust und Entspannungsdampfanteil. |
Warum gibt es überhaupt Dampf in der Kondensatleitung?
Die Berücksichtigung von Dampf in einer Kondensatleitung mag auf den ersten Blick verwundern, ist aber tatsächlich notwendig.
Der Grund dafür ist das Phänomen der Nachverdampfung, das immer dann auftritt, wenn heißes Kondensat von einem höheren Druckniveau auf ein niedrigeres Druckniveau entspannt wird. Dies geschieht beim Durchströmen des Kondensatableiters und der Entspannung des Kondensats in der Kondensatleitung am Austritt des Ableiters. Dabei verdampft ein Teil des Kondensats zu so genanntem Nachdampf oder Entspannungsdampf.
Weitere Informationen zum Thema Entspannungsdampf finden Sie im Artikel:
Der Einfluss der Entspannungsdampfmenge auf die Leitungsnennweite |
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Mit steigendem Differenzdruck im Kondensatableiter entsteht auch mehr Entspannungsdampf, so dass eine größere Nennweite der Kondensatleitung erforderlich wird. |
Bei niedrigeren Drücken kann das spezifische Volumen des Entspannungsdampfs bis zu 1000 mal größer sein als das des Kondensats. Selbst bei höheren Entspannungsdrücken kann dieses Volumenverhältnis noch 90:1 betragen. Der Anteil des Entspannungsdampfs hängt also von den Druckverhältnissen ab und hat erheblichen Einfluss auf die Auslegung der Kondensatleitungen.
Fällt kein Entspannungsdampf an, kann die Kondensatleitung hinsichtlich Strömungsgeschwindigkeit und Druckverlust wie eine Wasserleitung behandelt werden. Ist der Anteil an Entspannungsdampf jedoch hoch, erfolgt die Auslegung nahezu wie bei einer Dampfleitung. Es ist also immer zuerst die Menge des Entspannungsdampfs zu ermitteln und dann die Leitung nach Strömungsgeschwindigkeit und Druckverlust für die Flüssigkeits- und Dampfphase auszulegen.
Beispiel für eine Kondensatleitung |
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Bei einem Eintrittsdruck von 10 bar ü und einem Entspannungsdruck am Austritt von 6 bar ü beträgt der Entspannungsdampfanteil (in Gewichtsprozent) ca. 4 % bzw. 1:24. Vergleicht man jedoch das spezifische Volumen von Nachdampf und flüssigem Kondensat nach der Entspannung, so beträgt das Verhältnis 10:1 (Dampf zu Kondensat). Eine Kondensatleitung ist also volumenmäßig oft überwiegend mit Dampf gefüllt. |
Beispiel: Kondensatrückführung über einen Kondensatsammler |
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Wenn ein Kondensatsammler nah am Austritt des Kondensatableiters installiert ist, so dass Entspannungsdampf und Kondensat getrennt und in separaten Leitungen transportiert werden, kann die Kondensatleitung wie eine Wasserleitung behandelt werden. |
Auslegungsmethoden für Kondensatleitungen
TLV berechnet Kondensatleitungen auf der Grundlage der Menge an Entspannungsdampf und der Menge an Kondensat, die in der Leitung vorhanden sein kann.
Bei der Auslegung werden die spezifischen Volumina von Kondensat und Entspannungsdampf berücksichtigt, um ihr Volumenverhältnis bei entsprechendem Druck zu bestimmen und daraus die maximal zulässige Strömungsgeschwindigkeit abzuleiten. Daraus und aus den Randbedingungen für den Druckverlust wird die Nennweite der Rohrleitung bestimmt.
Weitere Faktoren für die Auslegung von Kondensatleitungen können sein:
- Eventueller Frischdampf in der Leitung
- Langfristig wirkende Korrosion oder Ablagerungen in der Leitung, die zu einer Querschnittsverengung führen können.
Beides führt zu einer Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit, Druckverlust und Kondensatgegendruck.